Die Strahlkraft des Entertainers für sein riesiges, begeistertes Publikum ist für die heutige junge Generation nur mehr schwer erklärbar beziehungsweise nachvollziehbar. Nicht zuletzt, weil auch in der Kultur, speziell im Unterhaltungsangebot, alles fließt. Der Zeit ihre Kunst, der Kunst in ihrer nahezu unendlichen Vielschichtigkeit Freiheit und Raum für ihre Ausgestaltung. Kunst ist nicht zuletzt ein Spiegel gesellschaftspolitischer Entwicklungen des jeweiligen Umfeldes und der daraus resultierenden menschlichen Verhaltensweisen.
Verkörperung des damaligen Zeitgeistes
Kunst und vor allem deren Teilaspekt Entertainment sind ständigem, oftmals schnelllebigem Wandel, entsprechend den jeweiligen Modebewegungen, also dem so genannten „Zeitgeist“, unterworfen. Dieser ist Hintergrund für den langanhaltenden Erfolg Peter Alexanders. In den 50er und 60er Jahren etablierte sich Zug um Zug die Wirtschaftswunderepoche des Aufschwungs nach den dunklen Jahren des Weltkriegs, den mühevollen Nachkriegs-Entbehrungen. „Wieder leben“ lautete die Devise – und dieses Verständnis drückte auch dem Unterhaltungssegment der damaligen Zeit ihren Stempel auf. Vergessen wollten sie sein, in leichter, seichter Unterhaltung mit Lacheffekt, die Sorgen und Nöte des Alltags sowie die da und dort noch immer als Dauergast anwesenden Entbehrungen. Eine durchaus taugliche Therapie, wie die vollen Theater- und Kinosäle sowie nicht zuletzt die stets wachsende Zuseherzahl vor den TV-Geräten unterstrich.
Vermittler eines Wohlfühlerlebnis
Der 1926 in Wien geborene Peter Alexander, der eigentlich mit vollem Namen Peter Alexander Ferdinand Maximilian Neumayer hieß, war der Garant eines zumindest zeitweiligen Wohlfühlerlebnisses von Millionen Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland und natürlich in seinem Heimatland Österreich. Den Absolventen des Max-Reinhardt-Seminars zeichnete eine breite Palette künstlerischer Fähigkeiten aus. Alexander konnte ausgezeichnet Klavier spielen (welches er sich autodidaktisch beibrachte), hatte eine mehr als passable Gesangstimme und wirkte alles andere als unbeholfen, wenn er mit Tanzeinlagen seine Shows und Filme bereicherte. Ein Allround-Unterhaltungskünstler, ein Showmaster, der zudem nicht abgehoben wirkte – und es tatsächlich auch im Privatleben nie war.
Seichte (Unterhaltungs-)Kost mit Hintergrund
Die seichte – für so manche Kritiker naive – Filmkost, in denen Alexander in der Regel sein komödiantisches Talent ausleben konnte, war in breiten Bevölkerungskreisen sehr beliebt. Als primus inter pares der Erfolgswelle der Zelluloidstreifen gilt heute noch das Lustspiel „Im Weißen Rössl“, in dem er als Oberkellner Leopold des Hotelrestaurants um seine Chefin, im realen Leben die ebenso beliebte Schauspielerin Waltraud Haas, buhlte. Jahrelang war er Dauergast in Hitparaden, Millionen Schallplatten mit seinen Songs wanderten Jahr für Jahr über die Ladentische einschlägiger Geschäfte. Die Highlights seines Wirkens waren später aber sicherlich seine Live Konzerte und natürlich die Peter-Alexander-Shows im Fernsehen. Diese waren Straßenfeger erster Ordnung. Alexander sang, tanzte, spielte Klavier und parodierte äußerst gelungen so manche bekannte und berühmte Zeitgenossen. Wenn dann Alexander sein Sprachtalent präsentierte und u. a. den Gassenhauer „Wie Böhmen noch bei Österreich war“ intonierte, dann kullerten so manche Lachtränen bei den TV-Konsumenten und es kamen Nostalgiegefühle auf. Keiner konnte nämlich so elegant „böhmakeln“ wie Peter Alexander. Was nicht wunderlich war, legte doch der junge Ferdinand Maximilian seine Kriegsmatura 1944 in Znojmo, dem vormaligen Znaim, ab und stammte seine Mutter doch aus Plzeň, dem ehemaligen Pilsen. Die klassische Herkunftsmischung also eines echten Wieners.
Schwere Schicksalsschläge
Nach seinem Abschied vom Showbusiness in den 90er Jahren zog sich Peter Alexander in das Privatleben in seine Villa in Wien Grinzing zurück, wo ihn schwere Schicksalsschläge trafen: zuerst durch das Ableben seiner so geliebten Ehefrau Hilde und dann durch den Unfalltod seiner Tochter Susi. Welchen prägnanten Stellenwert die Showgröße Peter Alexander im Unterhaltungsgenre und letztlich in der Öffentlichkeit einnahm, und noch immer einnimmt, unterstreichen die teils umfangreichen Artikel in nahezu sämtlichen heimischen Medien anlässlich seines zehnten Todestages. Nach Peter Alexander ist übrigens auch ein Platz in Wien- Grinzing benannt.
Hoffnungsspender für eine bessere Welt
Was von „Peter der Große“, wie in die bunte Presse titulierte, bleibt, sind die vielen vergnüglichen und wohl auch unvergessenen Stunden seines bis heute wohl vor allem im TV-Geschehen unerreichten Entertainments und nicht zuletzt eine gedankliche Zeitreise in eine Epoche, in der Aufbruchsstimmung herrschte und die Hoffnung auf bessere Zeiten in einem friedvollen, freundschaftlichen Umfeld die Gedanken der Menschen bestimmte. Peter Alexander hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Rund um seinen Todestag bringt der ORF eine Auswahl seiner erfolgreichsten Filme sowie eine groß angelegte Peter-Alexander-Gala.
Zum Programm Peter Alexander im ORF
Titelbild: Peter Alexander in Salem Aleikum
Musikkomödie D 1959, 86′ – mit Peter Alexander, Germaine Damar, Rudolf Platte, Oskar Sima, Hubert von Meyerinck
© ORF/Beta Film
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